Rituale & Regeln (Crosspost)

•2012.Januar 22 • Kommentar verfassen

Dies ist ein Crosspost meines ISP-Blogs, den ich aus Datenschutzgründen leider nicht in gänze zugänglich machen kann. :(

Edits im Artikel geschahen ausschlieslich zur Anonymisierung der SuS, LehrerInnen und der Institution.

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„Rituale werden in und durch soziale Arrangements erzeugt, in denen Menschen ihr Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt […] darstellen.“1)

Das soziale Arrangement ist klar. Zwei Lehrer und 24 Kinder entwickeln ihr Verhältnis zu und untereinander auf der Bühne des Klassenraumes in der Institution Schule. Eine Schule in einer demokratisch, kapitalistischen Gesellschaft, mit der Aufgabe ihre Zöglinge, mittels ihrer Repräsentanten, jene zwei Lehrkräfte, auf eben diese Gesellschaft  vorzubereiten.

„ Wenn von einem Ritual als Aufführung sozialer Handlungen die Rede ist, wird damit ein wiederkehrendes, zeitlich und räumlich begrenztes Ereignis bezeichnet.“ (ebenda. S. 340)

Das häufigste Ritual dürfte das Leisezeichen in meiner ISP-Klasse sein. Den Zeigefinger der linken Hand über die geschlossenen Lippen, wird die rechte Hand geöffnet mit der Handfläche nach vorne, neben den Kopf oder etwas höher gehalten. Für gewöhnlich geht es von den Erwachsenen aus, verbunden mit der stillen Aufforderung an die Kinder das Zeichen zu imitieren. Meist geht ihm der Klang der Portiersklingel oder der Klangschale voraus, die einer pawlowschen Glocke gleich, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf den Signalgeber zentrieren. Der Sinn dieses Rituals ist es Ruhe und gegebenenfalls Aufmerksamkeit zu generieren. Für gewöhnlich gelingt dies. Falls nicht verfügt, zumindest im Falle erwachsener Signalgeber, der Initiator des Rituals über positive oder negative Verstärker im Sinne einer operanten Konditionierung, indem tischeweise Sterne vergeben oder abgezogen werden. Ist eine bestimmte Menge Sterne erreicht, so gibt es Punkte, die ihrerseits ab einer bestimmten Menge in Kaugummipunkte, Inselzeit, oder ähnlich populäres investiert werden können. Drei Dinge werden hierbei deutlich. Erstens, dass es zwischen dem Sinn des Rituals (Ruhe und Aufmerksamkeit) und den Stellschrauben (Sterne und Punkte / Belohnung und Strafe) keinen sachsinnlogischen Zusammenhang gibt. Zweitens, dass stets mit Kollektivstrafen zu rechnen ist. Zwar kann ein einzelner Schüler konstant dem Erhalt der begehrten Sterne für den ganzen Tisch im Weg stehen reden, es ist aber nicht möglich, dass ein einzelner ruhiger Schüler das Gegenteil für einen ansonsten unruhigen Tisch bewirkt. Drittens, dass die SuS über den Stellvertreter Stern/Punkt an die Regularien des Geldkreislaufes herangeführt werden. Das erfüllen bestimmter Erwartungshaltungen bringt Tokens zum Befriedigen von Bedürfnissen, die (mindestens im Falle von Kaugummi) durch künstliche Verknappung eine vermeintliche Wertsteigerung durch die Punkteverteiler erfahren. Die Lehrkräfte erfüllen den gesellschaftlichen Auftrag, die Kinder lernen, dass die Klingel und der Akt Instrumente der Macht sind. (Wie würden sie wohl erste verfahren, wenn sie auch Punkte vergeben dürften?)   

„Die Macht performativer Prozesse hat den Effekt der Einverleibung von Machtstrukturen […]; sie erzeugen einen Habitus, der sich […] in der Anerkennung von Autoritäten und Hierarchien“ (ebenda. S342) ausdrückt.

Um hier nicht missverstanden zu werden; Rituale wie Regeln sind wichtig. Sie zeigen Kindern nicht nur Grenzen auf, sondern bieten eben dadurch auch Orientierung. Als soziales Wesen ist der Mensch auf gemeinsame Regeln angewiesen um das Zusammenleben eben zu regeln. Hierbei hilft die „normative Ordnung [von Ritualen; A.-C. B.], die in durch formalisierte und repetitive Pragmatiken der Aufführung gewährleistet wird.“ (ebenda. S. 341) Sollen Regeln in der Gemeinschaft anerkannt werden, so sollten sie gemeinsam vereinbart, erarbeitet und akzeptiert werden. Wie verhält es sich nun in der Schule. Regeln werden von den Erwachsenen vorgegeben; Kinder haben sich danach zu richten. Dies kann seine Berechtigung darin finden, dass nicht zu erwarten ist, dass Kinder die Notwendigkeit einer Regel nicht erkennen können, da sie erst in der Zukunft zum tragen kommt. Wer einmal mit Kindern über die Notwendigkeit von Zähneputzen diskutieren musste wird das Dilemma kennen. „Von wegen Zahnschmerzen; als ich eben in den Keks gebissen habe hat das überhaupt nicht weh getan.“ 🙂

Fragwürdig wird es dann, wenn Regeln aus der Willkür eines einseitigen Machtgefälles entstehen. Kaugummi- und Kapuzenverbote entstehen aus der Perspektive der Erwachsenen, werden nicht verhandelt und haben meist keinen logischen Bezug zu der erwarteten Aufmerksamkeit, wie das populäre Versagen von Nachtisch bei unaufgeräumten Kinderzimmern. Aufmerksam ist ein Kind nicht, weil es keine Kapuze auf dem Kopf hat, sondern weil es den Unterrichtsgegenstand für subjektiv bedeutsam hält.

Das zweithäufigste Ritual ist das Aufräumlied.

„Anders als Du“ von der CD „Ich und du – Schubidu“

Zum Ende einer Stunde/Einheit wird es eingeschaltet und signalisiert einen spezifischen Zeitraum, in dem der Platz aufgeräumt werden soll. (Abgeschlossen wird es dann für gewöhnlich von einem Impuls der Portiersklingel/Klangschale plus oben ausgeführtem Leisezeichen.) Nicht nur, dass der Text des Liedes keinen inhaltlichen Bezug zu der damit gekoppelten Aufforderung des Aufräumens besitzt, auch steht der Text in krassem Gegensatz zur Haltung meiner ISP-Anleiterin bezüglich der Thematisierung von Heterogenität beziehungsweise dem Benennen von individuellen Merkmalen. Dass der Text in den vier Wochen nicht weiter thematisiert wurde oder darauf verwiesen wurde ergibt in dieser Hinsicht allerdings wieder ein schlüssiges Gesamtbild.

Ähnlich wie die Verfahrensweise in der Klärungsrunde des Klassenrats oder bei anderen Streitigkeiten. Für gewöhnlich verläuft es so, dass ein Kind sagt, dass es mit einem anderen aus der Klasse etwas klären möchte. (Sollte es aus Versehen sagen, „Ich möchte mich über XY beschweren!“ wird es darauf hingewiesen, dass dies ja sehr negativ klinge und klären viel besser sei.) Dann darf der Beschwerdeführer Klärungsbedürftige seinen Fall vortragen. Anschließend erhält der Beschuldigte Erklärende (?) die Gelegenheit zu einer Stellungnahme. Egal wie diese ausfällt, ob eine Begründung für das Verhalten angeführt wird oder die Sicht der Dinge eine völlig andere ist (zum Beispiel wer angefangen hat), wird das erste Kind gefragt, was es sich vom zweiten wünscht. Dann wird das zweite Kind gefragt, ob es schafft diesem Wunsch zu entsprechen (und da oft genug diese Frage stellvertretend von einem Erwachsenem gestellt wird) ist klar, dass die Antwort „Ja!“ zu lauten hat und auch entsprechend ausfällt. So reicht für gewöhnlich allein die Anklage der Klärungswunsch (L. wollte nicht, dass S. Blumen auf den Bolzplatz malt) um seine Interessen durchzusetzen (S. durfte dort keine Blumen mehr malen), wo aus meiner Perspektive die Suche nach einer Möglichkeit zur friedlichen Koexistenz wünschenswert, möglich und erfolgversprechend gewesen wäre.

Selbstverständlich gibt es auch Rituale, die keinem weh tun.

Die Gesprächsregeln der Klasse sind natürlich sinnvoll. Sich gegenseitig auszutauschen, in den Diskurs zu treten und Ideen zu teilen ist stets sinnvoller als eine Kommunikation gegeneinander.

Zu Beginn der Sport-Aufbau-Stunde montags, machte meine ISP-Anleiterin mit den SuS immer einen Rap. (An dieser Stelle könnte ich mich gerade in den A*#Φh beißen, dass ich den Text nich aufgeschrieben habe.) Der Text bereitete inhaltliche auf die kommende Stunde vor, wurde sprachlich und körperlich (rhythmisches Klopfen auf dem Boden) und vor allem von Erwachsenen und Kindern gemeinsam performt.

Ebenfalls halte ich die diversen Dienste für sinnvoll. Kollektiv wird an dem gemeinsamen Raum gearbeitet. Gefällt einem ein Dienst nicht mehr, so wird die Möglichkeit geboten ihn gegen einen anderen zu tauschen. Auf diese Weise leisten alle einen Beitrag für etwas Gemeinsames.

Gerade die letzten drei Beispiele führen meiner Meinung nach zur Stiftung einer sozialen Identität in der Klasse, in die angesichts der oft zu tage tretenden mangelnden Sozialkompetenzen der SuS weit mehr Zeit investiert werden sollte.

1) C. Wulf & J. Zirfas „Das Soziale als Ritual: Perspektiven des Performativen“ in Wulf, Christoph et al.: „Das Soziale als Ritual. Zur performativen Bildung von Gemeinschaften“, Leske + Budrich; Opladen 2001, S.339

„Es war einmal ein Zweimal …“ – Ein digitales Vorlesegespräch (Crosspost)

•2012.Januar 22 • Kommentar verfassen

Dies ist ein Crosspost meines ISP-Blogs, den ich aus Datenschutzgründen leider nicht in gänze zugänglich machen kann. 😦

Edits im Artikel geschahen ausschlieslich zur Anonymisierung der SuS, LehrerInnen und der Institution.

                                                                                                                                                                                                                                                      

Heute hatte ich meine erste Unterrichtsdurchführung in meiner ISP-Klasse, die nicht in der Sporthalle statt fand. Ich wollte ein Vorlesegespräch zu „Es war einmal ein Zweimal“ von Rolf Vogt machen. Aber, getreu meines digitalen Mottos „Entdecke die Möglichkeiten“, nicht in traditioneller Form, die in meiner ISP-Klasse oft auch Vorbehalte auslöst, sondern am SMART-Board. Nach einem Worshop an der Uni wollte ich nun in den Praxistest. Dafür hatte ich nicht nur die Nachbarklasse, wo die digitale Tafel hängt, gefragt, wann wir die Räumlichkeiten nutzen dürfen, sondern auch, mit einer Vorbereitungszeit von zweieinhalb Tagen, in mehreren Nachtschichten die Bilder des Buches eingescannt, bearbeitet, und mich mit der Software vertraut gemacht.

Bevor es in die Nachbarklasse ging thematisierte ich mit den SuS noch einmal „zu Besuch sein“ mit den entsprechenden Verhaltensregeln. J. fragte, ob ich sie tischeweise hinüber schicken würde. Super Idee. Genau so geschah es. In der Nebenklasse hatte ich bereits halbkreisförmige Stuhlreihen mit Blick zum SMART-Board vorbereitet. Den Text mit den Fragen und Vermerken (PDF), wann ich weiterklicken muss hatte ich in der Hand. Die Fragen selber habe ich entsprechend des Konzepts des Literarischen Lernens nach Kaspar H. Spinner konzipiert. Da das Buch selber recht kurz ist habe ich mich auf drei Stück beschränkt.

  1. „Was denkst Du, weshalb es unbedingt ein Dreimal sein möchte?“
  2. „Was denkst Du, was sie dieses mal machen sollten?“
  3. „Was möchtest Du einmal sein?“

Dabei sollten die erste und dritte Frage gezielt eine Klammer für die Geschichte darstellen. Von der Perspektivübernahme der Seins-Frage des Einmal begonnen, endet die Geschichte mit der Frage nach dem eigenen Sein. Der Verweis auf den Fasching sollte dabei den Zugang erleichtern, da möglicherweise nicht jeder Vorschüler bereits über Berufswünsche nachdenkt. Bei der letzten Frage habe ich mehrere SuS nach vorne gebeten und sie ihre Wünsche direkt auf die Tafel schreiben lassen. Alleine das Medium (und hoffentlich auch ich) übte während der ganzen Stunde eine so große Faszination aus, dass meine ISP-Klasse anschließend ein großes Lob verdient hatten und meine ISP-Anleiterin neugierige Fragen nach dem wie stellte.

Auch wenn das folgende Video ganz sicher kein Ersatz für das Dabeisein ist, die Antworten der Kinder, die Atmosphäre und Performanz nicht annähernd wiedergibt, so vermittelt es vielleicht doch einen Eindruck davon, was den Kindern geboten wurde.

„Das Konzept der Integrativen Förderzentren im Blickwinkel des Index für Inklusion“

•2011.Dezember 11 • Kommentar verfassen

Der Titel dieses Posts ist gleichzeitig auch der Titel meiner Bachelor-Arbeit. Wie immer hab ich das werk unter Creative Commons Lizenz gestellt. Ein PDF der Arbeit steht hier zum Herunterladen zur Verfügung.

Was inhaltlich zu erwarten ist kann dem Inhaltsverzeichnis entnommen werden.

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Forschungsfrage S. 01

2. Der Untersuchungshintergrund: Begriffsklärung Inklusion S. 03

2.1. Inklusion ≠ Integration S. 03

2.2. Vier Sichtweisen von Inklusion S. 05

2.2.1. Inklusion aus Sicht des Systems und des Inputs S. 06

2.2.2. Inklusion aus Sicht des Systems und des Outputs S. 08

2.2.3. Inklusion aus Sicht der Akteure und des Inputs S. 09

2.2.4. Inklusion aus Sicht der Akteure und des Outputs S. 11

2.2.5. Fazit der vier Positionen S. 12

3. Das Untersuchungswerkzeug: Der Index für Inklusion (IfI) S. 13

3.1. Die vier Elemente des Index für Inklusion: Schlüsselkonzepte S. 13

3.1.1. Das schlüsselkonzept „Inklusion“ S. 13

3.1.2. Das Schlüsselkonzept „Barrieren für Lernen und Teilhabe“ S. 14

3.1.3. Das Schlüsselkonzept „Ressourcen zur Unterstützung von Lernen und Teilhabe“ S. 15

3.1.4. Das Schlüsselkonzept „Unterstützung von Vielfalt“ S. 15

3.2. Die vier Elemente des Index für Inklusion: Analyserahmen S. 15

3.3. Die vier Elemente des Index für Inklusion: Analysematerial S. 16

3.4. Die vier Elemente des Index für Inklusion: Der Index Prozess S. 16

3.5. Einordnung des Index für Inklusion hinsichtlich seines Inklusionsverständnisses S. 17

4. Der Untersuchungsgegenstand: Das Hamburger Konzept der Integrativen Förderzentren (IF) S. 19

5. Die Untersuchung  S. 22

5.1. Die Untersuchungsmethode: Itemauswahl und Begründung S. 22

5.2. Untersuchungsdurchführung: Anwendung der Items auf das Konzept der IFs S. 23

5.3. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse S. 28

6. Fazit und Ausblick  S. 29

 Anhang:

• Literaturverzeichnis

• Abbildung „Inklusion in Bildung und Erziehung“

• Organigram des Konzeptes der IF

• Drucksache 18/860

• DVD mit verwendeten Quellen aus dem Internet & PDF der Arbeit

 

Creative Commons Lizenzvertrag
Das Konzept der Integrativen Förderzentren im Blickwinkel des Index für Inklusion von Arne-Christian Beier steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Beruht auf einem Inhalt unter evolusin.wordpress.com.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter https://evolusin.wordpress.com/2011/12/11/das-konzept-de…-fur-inklusion/ ‎ erhalten.

Clouducation

•2011.Mai 18 • 2 Kommentare

(Bild ist ein Mashup von KawaiiCloud & notionscapital und NamensnennungKeine kommerzielle Nutzung bestimmte Rechte sind vorbehalten)

Auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz von Google wurde (wiedereinmal) die Revolution der Bits und Bytes verkündet. Das Chromebook wurde vorgestellt. Die Hardware für die Cloud oder, wie es der Titel eines Aufsatzes von Mark Weiser nennt „The Computer for the 21st Century“. Unbestreitbar ist, dass wir uns inzwischen im 21. Jahrhundert befinden. Cloudcomputing selbst ist hingegen noch stark umstritten.

Die vermeintliche Freiheit auf seine Daten immer und überall zugreifen zu können sieht Dr. Theo Röhle von der Universität Paderborn in seinem Beitrag „Ausweitung der Kontrollzone“ (erschienen in „Kontrolle und Selbstkontrolle – Zur Ambivalenz von E-Portfolios in Bildungsprozessen“) als einen Ausdruck der Kontrollgesellschaft. Dabei sei der Begriff der Kontrolle „nicht gleichbedeutend mit Steuerung, sondern zielt [ziele] eher auf eine Kopplung von Flexibilität und Risikomanagment ab. […]

Abweichungen werden nicht mehr als Problem wahrgenommen, vielmehr ermöglichen die Erfassung und die Analyse von Konsumverhalten die Konstruktion flexibler Cluster, die dem Marketing zugrunde gelegt werden“. (Röhle)

Gerade der letzte Teil liest sich wie das Geschäftsmodell von Google. Und auch die Flexibilität werden sich Brin und Page sicherlich gerne anrechnen lassen. Und wie schaut es mit dem Risikomanagment aus? Während große Clouddienste wie Dropbox oder Googles Android gerade mit massiven Sicherheitsmängeln konfrontiert werden, wird in anderer hinsicht gerade die Cloud als Sicherheitsargument angeführt. Unternehmen wie Google könnten in ihren Serverfarmen eine Sicherheit gewährleisten, die unter anderen privaten Bedingungen nicht möglich wäre.

Röhle beschäftigt sich nun mit der Analyse eines sehr konkreten Bereichs; der universitären IT-Infrastruktur. In Singapur ist Gogle bereits großflächiger Bildungs-IT-Dienstleister.Das Chromebook soll diesen Weg international weiter voran schreiten.

„Vorgestellt wurde ein Abonnement-Modell: Für 28 Dollar pro Arbeitsplatz im Monat sollen Chrome-OS-Rechner für Firmen zur Verfügung gestellt werden – einschließlich automatischer Hardware-Upgrades. Universitäten wird der gleiche Service für 20 Dollar angeboten. Dieses Abo-Modell soll es auch in Europa geben, die genauen Preise seien aber noch unklar.“ (SpOn)

Mit Google Apps wird ein Softwarepaket zur Verfügung gestellt, welches ohne Frage auch für Studienbedingungen des 21. Jahrhunderts beste Voraussetzungen liefert. Wer, so wie ich, mit dem konstanten Desaster STINE an der Uni-Hamburg konfrontiert ist wird ohnehin Probleme haben nachzuvollziehen, weshalb es überhaupt noch universitätsinterne IT-Infrastruktur gibt. Um so mehr, als sich mit STINE und Google Apps jeweils Repräsentanten eines Disziplinar- und eines Sicherheitsdispositivs gegenüberzustehen scheinen. Während das Disziplinardispositiv durch Restriktion versucht Subjekte einer (konstruierten) Norm unterzuordnen (Studium heute), ist es dem Sicherheitsdispositiv genuin die Subjektivität von Individuen anzuerkennen und durch deren Analyse potentiellen Gefahren entgegenzuwirken. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Hochschulen unter immer stärkerem finanziellen Druck stehen, so dass das Angebot Googles, all die schönen Produkte kostenlos und, im Falle von Buisness-/Uni-Bundles, werbefrei zur Verfügung zu stellen fast zu schön ist um wahr zu sein.

Nun muss man kein Hellseher sein um die Vorteile Googles eines solchen Deals zu identifizieren. Nutzerbindung und Datamining. Die Demografie an Universitäten bietet nicht nur die Möglichkeit Trends und Bedürfnisse von heute aufzuspüren, sondern auch auch auf diesem Weg langfristige (entwicklungspartnerschaften) zu etablieren. Wer in der Hochschule mit Googleprodukten arbeitet, der wird dies auch im privaten Leben tun. Röhl warnt davor den Tausch „technisch sehr ausgereifte Produkte […], die gerade für den Bildungsbereich besonders gut geeignet sind“ mit seinen Datenprofilen, aufgrund derer einem Produktwerbung angeboten wird, die einen möglicherweise tatsächlich anspricht, als „fair“ zu betrachten.

„Die zunehmende Verdatung der Bildung ist vor dem Hintergrund einer insgesamt zunehmenden Verdatung und komerziellen Nutzbarmachung immer weiterer Lebensbereiche […] zu betrachten.“ (Röhle)

Unter Bezug auf Lazzarato warnt er vor „Indienstnahme“ (Parzellierung des Subjekt in marketinrelevante Datensätze) und „Unterwerfung“ (Verortung des Subjekts in spezifischen Marktsegmenten) durch Google, die langfristig zu Abhängigkeit eines externen Dienstleiters und Reduzierung auf verwertungsrelevante Aspekte führen würden.

Im ersten Fall habe ich weniger Bedenken. Wann immer in der Geschichte des Internets ein Dienst verschwand trat ein neuer auf den Plan (mySpace -> facebook, delicious -> diigo, napster -> iTunes, …). Die größere Gefahr sehe ich in dem zweiten Aspekt. Der Dienst, den ich brauche wird mir nur dann angeboten, wenn ausreichend kommerziell interessante Nutzer ihn ebenfalls haben möchten. Wer laktoseintolerant ist wird Schokoladen- und Vanillepudding sicherlich nicht als Wahl verstehen, sondern sich zum Beispiel Obst wünschen. Das Risiko besteht meiner Meinung nach nicht darin, dass ich Inhalte/Werbung zu sehen bekomme, die ich tatsächlich interessant finde, ohne dass ich es vorher  wusste, sondern darin, dass Inhalte nicht mehr oder nur schwer zu finden sind, weil sie kommerziell nicht verwertbar sind. Spätestens wenn Google über Werbeeinnahmen nicht mehr genügend Geld verdient wird es seine gegenwärtig marktbeherrschende Stellung nutzen und verschiedene Dienst kostenpflichtig machen. Dann wäre ein Szenario vorstellbar, wie es gegenwärtig mit Aids-Generika auf dem afrikanischen Markt zu beobachten ist.

Verwendete und weiterführende Literatur und Links:

Social Bookmarks

•2011.Februar 5 • Kommentar verfassen

Eine ganze Weile dachte ich ja, dass ich mit Social Bookmarking nix anfangen könnte. Die Medienkompetenz meiner Kommilitonen endet meistens bei e-Mail, so dass ein Mehrwert für Uni-Projekte nicht zu erwarten war. Den alltäglichen Newsstream teile ich ohnehin nur mit einer Person und das kann mache ich auch über Empfehlungen im Feedreader. Davon unabhängig fehlte es mir an Orientierung innerhalb der Vielzahl von Social Bookmarking Diensten. Nun bin ich aber dank @lisarosa über diigo gestolpert.

Web 2.0 @ its best; das macht auch ohne Kollaborationen Sinn! 😉

Fight 4 free culture – it’s about what the people want

•2011.Januar 30 • Kommentar verfassen

(via agentorange)

Über Lawrence Lessig und seine Idee des Creative Commons habe ich mich hier und dort bereits geäußert. In diesem Artikel ist der Mitschnitt eines Vortrags vor der Open Video Alliance vom 25.02.2010 zu sehen. Eine Aussage von Lessig bringt es recht gut auf den Punkt:

„No one could do to Disney, Disney did to Brothers Grimm“

(Quelle Video)

Einer der Kommentatoren kommt zu folgender Überlegung:

„Whether 16 or 60, retelling stories keeps culture alive, helps it thrive.

Science flew a few men in rockets to the moon.

Religion flew a few men in planes into buildings.

Politics with capitalism, as practiced in America, wants to fly everyone into the ground.

5random1 vor 9 Monaten“

Something to think about 😉

screenshot of the video above

(Bundestagsfoto by Alexander Smolianitski)

#Google @unihh – Review

•2011.Januar 22 • Kommentar verfassen

(Screenshot vom Twitteraccount @unihh)

Dieser Tweet der Uni-Hamburg weckte meine Neugier. Der enthaltene Link verriet, dass der volle Titel des Vortrags von Dr. Nelson Mattos, Vizepräsident für Entwicklung in Europa, Mittlerer Osten und Afrika,  „The Future of the Web: Opportunities & Challenges“ sei und wohl im größeren Zusammenhang von „IT-Innovation kontra Datenschutz“ präsentiert würde, was wohl der Name der zugehörigen Ringvorlesung ist. Spätestens dieser Abschnitt der Ankündigung

„Dennoch bringt diese Entwicklung auch Schattenseiten mit sich: Verstöße gegen den Datenschutz und Urheberrechte oder auch Missbrauch durch Betrug und Spam. Mattos wird insbesondere informationstechnische Alternativen zu regulativen oder gesetzgeberischen Eingriffen vorstellen, um Nutzern eine größere Kontrolle über Informationen zu geben und gleichzeitig Spielräume für künftige Innovationen im Internet zu eröffnen.“

sorgte dafür, dass ich dachte, dass es interessant werden könnte und eine Teilnahme sich vielleicht lohnt.

Im Auditorium stellten die „Profinerds“ des Studiengangs „IT-Management und Consulting“, der immerhin eingeladen hatte, ein klare Minderheit.  Auch wenn bei Leibe nicht alle 622 Plätze des ESA1/A besetzt waren, erstaunte es doch, dass bei so einer Veranstaltung nicht einmal eine Handvoll Laptops auszumachen war. (Einer von ihnen gehörte @KI_HH, der, so wie @agentorange, @avatter und ich, von der Veranstaltung twitterte.)

Der Vortrag sollte einen Bogen spannen von der Evolution des Internets, über eine Bestandsaufnahme der Gegenwart und, anknüpfend an daraus resultierenden Chancen und Risiken, bzw. Bedürfnissen der User, Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft präsentieren. Nun, die Evolution des Internets, was soll ich sagen; damit hab ich mich auch schon mal beschäftigt. Wie sich später herausstellte schien sowohl der Abriss der Geschichte, als auch die „Tiefe“ in der dies geschah, dem Publikum angemessen. Die Gegenwart und die Bedürfnisse der User und vor allem die Lösungsmöglichkeiten lässt sich mit diesem Tweet von @agentorange zusammenfassen:

Aber hey, gebt dem Volk, wonach das Volk verlangt. So verlangte bei dem anschließendem „Question & Answers“ ein Arne von Heesen Look-A-Like  erst zu wissen, warum Google noch kein Betriebssystem anböte. Als Mattos ihm erklärte, dass es dies bereits mit Google Chrome OS gebe, wollte dieser Nixblicker aber im Gespräch bleiben und „fragte kritisch nach“, warum Google dieses Produkt nicht so bewerbe, dass auch er davon erfahren habe. Ich befürchte, dass die Antwort „Nun, es ist noch im Beta-Stadium. Wenn es ausgetestet ist werden wir es sicherlich breiter präsentieren.“, den jungen Mann etwas überforderte, denn kurz darauf verließ er die Veranstaltung, als die Aufmerksamkeit sich auf die andere Seite des Hörsaals verlagert hatte. Ansonsten lässt sich di Fragerunde so zusammenfassen:

(ACHTUNG SELBSTBEWEIHRÄUCHERUNG ;))

Meine Fragen bezogen sich hingegen zum einen darauf, wie Google mit einem Vorfall wie diesem hier umgehen würde und warum Google statt mit YouTube-ID bzw. dem wesensgleichen Audio-ID ein Urheberrecht von vor zwei Jahrhunderten zuarbeitet, anstatt Creative Commons zu pushen und damit Gegenwarts-/Zukunftsarbeit für das Internet und Nutzerinteressen zu machen. Auf beide Fragen verwies Mattos zunächst auf jeweils geltende Gesetze. Zur ersten Frage ist dieser Google-Service recht interessant. All zu tief wollte Mattos (oder konnte in diesem Rahmen) aber darauf nicht eingehen. Zur zweiten Frage verwies er immerhin darauf, dass dies primär ein europäisches Problem sei, welches, im Vergleich mit US-Urheberrecht, ziemlich innovationshemmend sei.

Original und unverfälscht hier der Mitschnitt von Lecture2Go:

Vodpod videos no longer available.

(Original mit Kapitel Option)

Die UN-Behindertenrechtskonvention will in Hamburg zur Schule gehen

•2011.Januar 10 • Kommentar verfassen

Am 26. März 209 trat die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (PDF Gesetzestext) in Kraft. Dies schien wohl nötig zu sein, obwohl sowohl die UN-Menschenrechtscharta (PDF) in immerhin in Art. 26 sagt,

Jeder hat das Recht auf Bildung“ und diese solle „auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein“,

es allerdings leider versäumt in Art. 2 explizit  Diskriminierung in Folge von Behinderung zu ächten, als auch das deutsche Grundgesetz gibt, in dessen Artikel 3 es schließlich heißt:

„Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Für mich persönlich führt das ja zu dem bitteren Beigeschmack des „Diesmal meinen wir es aber wirklich ernst!“ und ist durch den Differenz schaffenden Charakter selbst diskriminierend, aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. Hier soll es darum gehen, welche Konsequenzen sich nun aus der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtscharta, speziell für das Bildungswesen ableiten lassen.

Zunächst einmal bedeutet es, dass hierarchisch untergeordnete Gesetze darauf geprüft werden müssen, ob sie diesen Ansprüchen noch genügen. Im Hamburger Schulgesetz (PDF Gesetzestext) kümmert sich der §12 speziell um die

„Integration von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Betreuung kranker Schülerinnen und Schüler“.

Es wäre schön, wenn es in einer dringend gebotenen Revision gelänge den Begriff der Integration zu überwinden. Verkürzt gesagt bedeutet Integration, dass mindestens zwei Gruppen von Personen gibt, die in einem ungleichem Machtverhältnis zu einander stehen und bei dem die mächtigere Personengruppe die weniger mächtigere integriert, ihre Vormachtstellung dabei aber behält. Inklusion hingegen bedeutet, dass es nur eine Gruppe von Personen gibt, bei der alle Möglichkeiten der Heterogenität berücksichtigt, halt inkludiert sind. (Eine graphische Aufarbeitung der beiden Begriffe gibt es hier.) Für die Schulentwicklung bedeutet dies, dass die Rahmenbedingungen von Beschulung sich im Falle der Integration an den Bedürfnissen der mächtigeren Personengruppe orientieren, während im Falle der Inklusion die Rahmenbedingungen so zu gestalten wären, dass alle Beteiligten einer Schule die Möglichkeit der Teilhabe haben.

Um eben jene Rahmenbedingungen macht sich auch der derzeitige Hamburger Bildungs- und Sozialsenator Dietrich Wersich Gedanken. Er bedauert es, dass die „Vorarbeiten für eine dauerhafte Lösung noch nicht entscheidungsreif abgeschlossen“ (Quelle) seien und hält mehr Zeit für Dringend geboten, da allerdings nicht davon auszugehen ist, dass er sie haben wird und die Betroffenen eine Planungssicherheit benötigen, sehen die Rahmenbedingungen für das Schuljahr 2011/2012 im Hinblick auf die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Hamburg wie folgt aus:

  • „Im Schuljahr 2010/11 galt zum ersten Mal das uneingeschränkte Recht für Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, in den Jahrgängen 1 und 5 zwischen dem Besuch einer allgemeinen Schule oder einer Sonderschule auf der Grundlage des § 12 Hamburgisches Schulgesetz zu wählen. Im Schuljahr 2011/12 wird diese Regelung aufwachsen, so dass dann die Wahlfreiheit für alle Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Jahrgängen 1 und 2 sowie 5 und 6 gilt. Die Erfahrungen des laufenden Schuljahres sollen berücksichtigt und darauf aufbauend Verbesserungen erarbeitet werden.
  • Die bestehenden Integrationsstandorte (sogenannte I-Klassen) sowie Integrativen Regelschulen (IR-Klassen) und die Lerngruppen der beiden Integrativen Förderzentren (IF-Klassen) werden ein weiteres Mal im Jahrgang 1 beziehungsweise 5 eingerichtet.
  • Für die neuen Integrationsstandorte gilt, dass die derzeit gültigen Voraussetzungen für eine Anschubressource bestehen bleiben beziehungsweise bei Bedarf eine Anschubressource neu vergeben wird.
  • Die im § 12 vorgesehene schulseitige Versorgung mit zusätzlich erforderlichen Unterstützungsangeboten soll im kommenden Schuljahr so erfüllt werden, dass Schulbegleitungen im jeweils individuell benötigten Umfang durch die Schule sichergestellt werden.“ (ebd.)

Nun ist damit ja noch nicht alles gesagt und getan, was nötig wäre. Deshalb (und weil Hamburg sich gerade mal wieder im Wahlkampf befindet und Schulreform hier ein Dauerthema ist) wird es am Dienstag, den 1. Februar 2011, um 18.00 Uhr im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „GEMEINSAM LERNEN AN HAMBURGS SCHULEN – WIE GEHT ES WEITER?“ (PDF Einladung) geben. Hierzu hat das Hamburger Netzwerk für Integration (hier das PDF eines Positionspapiers)die Bildungspolitischen Sprecher der Rathausparteien eingeladen.

Es bleibt spannend! 😉

Binnendifferenzierung in der Schule

•2011.Januar 6 • 1 Kommentar

Im Rahmen des Seminars „Einführung in die Grundlagen der Schulpädagogik: Lehrer-Schüler-Unterricht-Schule“ bei Franziska Carl, welches Teil des Moduls Schulpädagogik ist, oblag es diese Woche mir und einem Kommilitonen eine Seminargestaltung zum Thema Binnendifferenzierung zu machen.

Zuvor war als Hausaufgabe (Pflicht für alle Seminargestalter :() an die Studierenden die Aufforderung gegangen, sie mögen auf unser Lernplattform kurz schreiben, was sie bereits zu Binnendifferenzierung wissen (ggf. unter Angabe von Quellen) und/oder was sie zu dem Thema wissen möchten.

Nach einer kurzen Vorstellung des Seminarablaufs wurde den Studierenden das Material vorgestellt (DVDs, Zeitschriftenartikel, Materialsammlung der Mind-Map, PDFs, …), welches unterschiedliche Aneignungswege, -niveaus und -perspektiven ermöglichte. Je nach Interesse, Tagesform und Materialvorliebe durften sich die Studierenden das Material aussuchen, von dem sie hofften, dass es am meisten/besten ihre Interessen zum Thema bedienen könnte. Um sicherzugehen, dass alle auch die Möglichkeit zur Nutzung der digitalen Materialien haben, standen mehrere Laptops zu Verfügung.

Im Anschluss an die Arbeitsphase, in der es freigestellt war, ob man lieber alleine arbeiten möchte oder in einer Gruppe, wurden die Ergebnisse Erkenntnisse in der Mind-Map (die Studierenden hatten vor dem Seminar eine Editoreinladung bekommen, so dass auch später ein Weiterarbeiten bei Interesse möglich ist) zusammengetragen.

Beendet wurde das Seminar dann noch mit einer Feedback-Karte für jeden (Feedback ist ebenfalls Pflicht in unserem Seminar). Die Karte enthielt schlicht die Frage: „Was hättest Du Dir anders gewünscht?“

Damit auch die Besucher dieses Blogs die Gelegenheit haben an den Ergebnissen zu partizipieren verlinke ich hier die Mind-Map mit der Ergebnissicherung. Wer auf das Foto klickt gelangt zur richtigen Mind-Map.

Unglaublich

•2010.Dezember 5 • 20 Kommentare

Was sich in den Statistiken meines Blogs in den letzten 48 Stunden abgespielt hat ist der reine Wahnsinn.

Plötzlich befinde ich mich im WordPressranking der am schnellsten wachsenden Blogs auf Platz 7 und alleine heute haben 189 Leute meinen Blog besucht!
Damit ist das der Tag mit dem zweitgrößten Traffic seid ich diesen Blog betreibe. Der bisherige Toptag hatte mit dem Pressespiegel zur Anti-Lenzen Aktion im Rahmen der Audimaxbesetzung letztes Jahr zu tun. Davor hielt ich (hach; damals) mit 74 Hits meinen Artikel über die Ausschreitungen im Iran nach der „Wahl“ Ahmadihneschads. Und ein Dauerbrenner ist meine mündliche Prüfung zum Bilderbuchvergleich geworden, in der ich unter anderem die Theorie von Kaspar H. Spinner verwendete, weshalb ich im Suchalgorhythmus von Google zu dem Herrn jetzt in den ersten zehn Ergebnissen stehe.

Wie kommt das alles? Woher heute das Interesse?

Beim ziellosen Surfen stieß ich auf einen Artikel, dessen Titel „Einsatz moderner Medien im Unterricht fetzt“ mein Interesse geweckt hatte. Der Artikel handelte dann aber nicht von innovativen Konzepten mit Smartboard oder Twitter, sondern davon, dass die Autorin beschrieb, wie sie einen Schüler disziplinierte, indem sie vor der Klasse per Handy (das moderne Medium!) die Mutter des betroffenen Schülers anrief und diese bat dem Jungen abends eine Strafpredigt zu halten. Die Konsequenz war, dass die Autorin dies als ihr Tageshoch feierte

„Ich bin KING TEACHER!!!!! Ihr wollt wissen, wie das ist? SUUUUPER!!!“

und ihre Leserschaft in den Kommentaren jubelnd den „Sieg der guten =)“ (derretter) ausrief, es für eine „göttliche Idee“ (PaulaPony) hielt, sich mit dem Konzept des Prangers solidarisch erklärte

„Ja, man wundert sich, dass ein Anruf bei den Eltern noch „zieht“. Zu mir sagte mal ein Zehnt(!)klässler: Ich sitze lieber 3x nach, aber rufen Sie bitte nicht meine Eltern an. Innerlich dankte ich ihm für diese Selbstoffenbarung. Und natürlich habe ich die Eltern angerufen.“ (Elfchen)

und ihm auch gleich noch attestierten, dass die Neuauflage von Pranger und Eselsmütze (PDF ab S. 5) professionelles Mittel sei

„Was das Bloßstellen angeht, habe ich letztes Jahr sogar auf einer Fortbildung erfahren, dass das Bloßstellen – auch „soziales Schämen“ – genannt, durchaus ein guter Weg sein kann, damit der Schüler das ungewünschte Verhalten einstellt.“ (Mrs. Pink)

Nachdem ich mich kritisch zu der Methode und der Darstellung von Schülern äußerte brach ein Shitstorm in den Kommentaren los, der mich im wesentlichen als praxisferne, humorlose, gutmenschliche, nörgelnde, …, Frau (warum auch immer) anfeindete und die Leserschaft von Fr. Freitag schützend um die Autorin scharrte. Da hatte ich was losgetreten. Das war gestern.

Heute hatte Fr. Freitag dann den schulfreien Sonntag genutzt um jenseits der Kommentare sich zu der Kritik von mir und einem Lehrer Gehrke zu äußern, indem sie den Artikel „Der gequälte Lehrer antwortet“ schrieb. Bei der darin stattfindenden „Analyse“ des Shitstorms schrieb sie unter anderem:

„Aber publikumswirksam ist auch, bei mir einen link zu setzen. Liebe Leser, geht mal alle auf diesen link und zu evalusine auch, die soll ja auch nicht ungelesen sterben.“ (Fr. Freitag)

So kam es, dass heute der Tag mit dem zweitmeistem Traffic bei mir war. Nun habe ich bei Leibe nicht so viele Leser wie Fr. Freitag, möchte aber jeden, der dies liest und nicht gerade von dort kommt, ermuntern sich die beiden Artikel (und/oder den ganzen Blog) anzuschauen und zu kommentieren. Selbstverständlich nehme ich auch hier gerne, konstruktives, Feedback zu Themen wie Humor, Praxisferne, Didaktik und anderem entgegen.

Und ob Ihr es glaubt oder nicht, der Traffic war dabei definitiv nicht meine Intention. Ich finde einfach, dass Links im web 2.0 dazu gehören.

UPDATE

Auf speziellen (und berechtigten) Wunsch von Bambi habe ich noch einmal einen Artikel von Fr. Freitag kommentiert, der sich aus diesem Kommentar-Ping-Pong bei ihr ergeben hat. „Warum ich hier schreibe“ halte ich ERNSTHAFT für lesenswert. Ansonsten bin ich gerade die Disclaimer leid und beende für mich dieses Kapitel. @Bambi: Deshalb auch kein extra Post dafür.